Prävention von sexuellem Missbrauch – ein Lebensstil gegen Rassismus

Verletzt nicht jeder, der die Würde
eines anderen Menschen verletzt,
in Wirklichkeit seine eigene Würde?
(aus: Gerald Hüther, Würde
)

Nach dem Attentat von Halle hörte ich zwei kurze Interviews mit Extremismusexperten – eins im Fernsehen, eins im Radio. Auf die Frage, was man tun könne, um antisemitischem und rechtsextremem Terror entgegenzuwirken, antworteten beide Experten, man müsse sich vor allem um die Eindämmung von Hass und Hetze im Netz kümmern. Einer fügte als zweiten Aspekt hinzu, man müsse sich über die Bildung in Schulen zu diesem Thema Gedanken machen. Bildung könne viel dazu beitragen, Rassismus entgegenzuwirken. Meiner Meinung nach sind beide Aspekte von enormer Bedeutung.
Dennoch fehlt mir ein weiterer Bereich. Der Bereich „Elternhaus“. Denn nach wie vor findet die allererste Prägung des Menschen- und Selbstbildes dort statt, wo sich ein Kind von Geburt an befindet – im günstigsten Fall bei seinen Eltern. Dort bekommt es die ersten Antworten auf die Fragen „Wer bin ich?“ und „Wer sind die anderen?“ „Bin ich willkommen?“ „Bin ich etwas wert?“ Dort sieht es, ob Papa Mama wert-schätzt oder erniedrigt, ob Mama Papa achtet oder ver-achtet. Dort erfährt es, ob Konflikte mit Schreien, Drohen und Schlägen „gelöst“ werden oder mit Reden, Zuhören und Verzeihen. Dort hört ein Kind, wie seine Bezugspersonen über andere (fremde, ausländische, kranke, behinderte, jüdische, homosexuelle, schwache) Menschen sprechen. Respektvoll und freundlich? Ausgrenzend und über sie herziehend?
Prävention von sexuellem Missbrauch bedeutet auch: Ich lerne, dass ich einzigartig und wertvoll bin. Ich lerne, dass ich eine Würde habe und Respekt und Achtung verdiene. Und wenn ich so wertvoll bin, dass ich mit mir so umgehen darf, dann ist es ebenso jeder andere.
Wir sind die Eltern unserer Kinder! Die Bild-ung fängt nicht in der Schule an. Noch nicht einmal im Kindergarten. Ge-bild-et wird unser Menschen-bild und unser Selbst-bild schon ab den Monaten vor unserer Geburt – ganz ohne Internetzugang und Schule.
Das ist eine effektive Chance, Rassismus zu bekämpfen!